Das Verwirrspiel um Warnhinweise, Inhaltsstoffe und Siegel

Das Verwirrspiel um Warnhinweise, Inhaltsstoffe und Siegel

In den letzten Jahren haben sich die Etiketten der ätherischen Öle oft verändert – kein Wunder das so mancher Verbraucher doch sichtlich verwirrt ist.

Auf manchen Fläschleins findet man Warnhinweise in Form von Piktogrammen, die nicht gerade Vertrauen erwecken, auf anderen Etiketten werden Inhaltsstoffe aufgeführt wie z.B. Linalool und Geraniol, obwohl doch eigentlich „nur“ ein Lavendelöl in der Flasche sein sollte.

Auch kleine geöffnete Dosen mit einer Zahl zieren die Etiketten.

Andere wiederum weisen ein Haltbarkeitsdatum auf. Auch verschiedene Siegel wie das Europäische Biosiegel, Demeter, Natrue und manchmal sogar therapeutische sind aufgedruckt.

Und dann gibt es da noch die ätherischen Öle auf deren Label der Hinweis steht: Für Lebensmittel, dazu ein Mindesthaltbarkeitsdatum.

Genau diese für den Verbraucher verwirrenden Kennzeichnungen nutzen verschiedene amerikanische MLM Unternehmen aus und verunsichern Kunden mit Aussagen: „Kauft bloß nicht die Öle mit den Warnzeichen, da diese darauf schließen lassen, dass das ätherische Öl giftige und synthetische Zusatzstoffe enthält. Bei den Ölen unserer Marke ist dies nicht so!!!“

Ich möchte mit meinem Blogbeitrag ein wenig Licht ins Dunkle bringen.

Für die Hersteller von ätherischen Ölen gibt es folgende Deklarationsmöglichkeiten:

  • Bedarfsmittel
  • Kosmetikum
  • Lebensmittel

Ist das ätherische Öl als Bedarfsmittel deklariert müssen folgende Hinweise auf dem Etikett zu finden sein:

  • Sicherheitshinweis
  • Verwendungsdauer nach dem Öffnen
  • Botanischer Name
  • Gewinnungsmethode
  • Pflanzenteil aus dem das ätherische Öl gewonnen wurde
  • Qualität z.B. kbA, konventionell, Wildsammlung
  • Herkunftsland
  • Zertifizierung/Kontrollstelle
  • Chargennummer
  • Beschreibung z.B. 100% naturreines ätherisches Öl
  • Füllmenge
  • Anwendungsempfehlung: Zur Raumbeduftung
  • Gefahrensymbole und Warnhinweise, je nach Öl individuell

 

PV Bedarfsgegenstand

Bergamotte und Limette werden bei Primavera als Bedarfsmittel deklariert, da sonst die wertvollen Furanocumarine entfernt werden müssten, da diese lt. Kosmetikverordnung nicht in Kosmetika zugelassen werden. Furanocumarine wirken jedoch stark entspannend und in einigen Studien konnte deren antitumorale Wirkung belegt werden.

 

Wenn das ätherische Öl als Kosmetikum zugelassen ist:

  • Sicherheitshinweise
  • Chargennummer
  • INCI = Ingredients
  • Zertifizierung/Kontrollstelle
  • Botanischer Name
  • Gewinnungsmethode z.B. Wasserdampfdestillation
  • Qualität
  • Herkunftsland
  • Beschreibung z.B. 100% naturreines ätherisches Öl
  • Dosierungsempfehlung für kosmetische Anwendunge nach Sicherheitsbewertung:
    X Tropfen in 50 ml Mandelöl
  • Naturkosmetik Logo z.B. Natrue, BDIH, Demeter usw.
  • Herstellungsland
  • Füllmenge
  • Verwendungsdauer nach dem Öffnen (Dose mit geöffnetem Deckel)

 

 PV Kosmetikum

Danke an Primavera (klick hier) für die Bereitstellung der Unterlagen!

Primavera bietet sogar mittlerweile acht Demeter zertifizierte ätherische Öle an:

  • Blutorange
  • Fenchel
  • Immortelle
  • Lavendel fein
  • Orange
  • Rosmarin verbenon
  • Zitrone

Die Demeter Zertifizierung ist die in Deutschland höchste Bioqualität aus biodynamischem Anbau. Biologisch-dynamischer Anbau leistet konstruktiven Umweltaufbau hinsichtlich Bodenerneuerung, langfristiger Fruchtbarkeit und Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren (klick hier)

Bei den Lebensmittelölen sind folgende Angaben auf dem Etikett nötig:

  • Sicherheitshinweis
  • Chargennummer
  • Mindesthaltbarkeitsdatum
  • Liste der Bestandteile
  • Kontrollstellennummer
  • Verwendungszweg z.B. Würzessenz
  • Füllmenge

Die Vorschriften für eine bestimmte Etikettierung ist also von der Zulassung des Produktes abhängig! Dies wird wiederum vom Gesetzgeber vorgeschrieben.

Über die Sinnhaftigkeit kann man streiten und sicherlich sind einige Hinweise auch völlig übertrieben – letztendlich sollen sie aber den Verbraucher schützen!

Es kann aber durchaus vorkommen, dass ein und dasselbe ätherische Öl, also aus ein und dem selben „Faß“, als Lebensmittel, Kosmetikum oder Bedarfsgegenstand zugelassen wird. Am Ende haben dann aber alle ein anderes Etikett…

Eine tolle Übersicht mit seriösen Siegeln und Zertifizierungen für ätherische Öle findet Ihr bei Eliane (klick hier)

Zu der INCI Liste eines ätherischen Öls ist folgendes zu erklären:

Deklarationspflichtig sind 26 natürliche Duftmoleküle, 18 davon stammen von natürlichen ätherischen Ölen. Diese Stoffe müssen seit 2005 auf der Verpackung gesondert aufgelistet werden, wenn bestimmte Konzentrationen überschritten werden.

Dies sind z.B. Inhaltsstoffe wie Linalool, Geraniol, Limonen,

Mittlerweile werden aber gerade diese Inhaltsstoffe schon nicht mehr von Ökotest abgewertet, denn die Berichte über die angeblich starke allergene Wirkung ließ sich nicht halten (Studie von Meyer bei immunologischen Reaktionen). Siehe auch Buch Wabner Seite 33, Ausgabe 1).

Dies ist der Grund warum auf der Flasche des Lavendelöls (Lavandula angustifolia) zusätzlich in der Inhaltsstoffliste auch Linalool und Geraniol aufgelistet werden muss, obwohl es sich dabei um einen natürlichen Bestandteil des ätherischen Öls handelt!

Genauso ergeht es auch dem Rosenhydrolat, immer wieder werde ich gefragt, warum denn in dem Hydrolat, obwohl man doch extra eins ohne Alkohol besorgt hat, nun Benzyl alcohol enthalten ist. Auch hierbei handelt es sich um einen natürlichen Bestandteil des Hydrolates und wird nicht zugeführt. Das Hydrolat ist frei von Alkohol! Bei Hydrolaten denen Alkohol beigemischt wird, steht dies deutlich auf dem Etikett.

Was mich besonders traurig, ja sogar wütend macht ist, das es Firmen gibt, die genau diese Gesetze denen auch sehr vertrauenswürdige Unternehmen ausgeliefert sind, ausnutzen um gute Qualität schlecht zu reden, um ihre Produkte als die Besten zu völlig überteuerten Preisen anzubieten.

Zudem wird mit Siegeln geworben die den Eindruck beim Kunden erwecken sollen, dass die ätherischen Öle von besonderer therapeutischer Qualität zeugen. Was verschwiegen wird ist aber, dass diese Siegel von den Firmen „erfunden“ und markenrechtlich ™ geschützt wurden. Es finden also keine unabhängigen Kontrollen statt.

Auch die Behauptung, dass den ätherischen Ölen, welche die Gefahrenstoffpiktogramme auf dem Etikett tragen, Fremd- und Füllstoffe beigemischt werden und dies sogar die EU-Bio-Zertifizierung dies erlaubt, stimmt nicht!

 

Ich arbeite in meiner Schule firmenunabhängig, kenne aber viele Hersteller von ätherischen Ölen, einige Eigentümer sogar persönlich und kann eine ganze Reihe davon guten Gewissens empfehlen (siehe Liste). Diese Firmen sind sogar bestrebt ihre ätherischen Öle von unabhängiger Stelle untersuchen und zertifizieren zu lassen, um größtmögliche Transparenz auch für den Kunden zu schaffen!

 

Einkaufsempf.Blog

Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll als kleiner Überblick dienen. Es gibt mit Sicherheit noch einige tolle Anbieter, die mir aber nicht bekannt sind 😉

Wenn Sie ätherische Öle einkaufen achten Sie auf eine Etikettierung, die der obigen Erklärung entspricht, vergleichen Sie Preise und orientieren sich an einigen namenhafter Herstellern. Ätherische Öle können nie spottbillig sein, da riesige Mengen an Pflanzenmaterial benötigt werden, um sie zu gewinnen, wenn Ihnen der Preis aber extrem hoch erscheint, dann sollten Sie genauso kritisch sein.

Hören Sie genau hin, wenn Ihnen ätherische Öle als besonders therapeutisch wirksam angeboten werden, auch eine pure Anwendungsempfehlung sollte sie stutzig machen. Seriöse Aromapraktiker/-Berater/-Therapeuten werden immer eine verdünnte Anwendung empfehlen. Auch die innerlicher Einnahme ist in Deutschland unüblich und gehört in die Hände erfahrener Therapeuten oder Ärzten.

Wie erkenne ich

Für die Qualität der ätherischen Öle ist es u.a. wichtig,

  • dass die Pflanzen ohne Pestizide wachsen dürfen,
  • dass sie zum optimalen Zeitpunkt geerntet werden,
  • dass sie naturbelassen (genuin) sind und nicht überlagert.

 

Begriffserklärung

Naturreine ätherische Öle – genuine Öle
Die aus den Pflanzen gewonnen ätherischen Öle wurden nicht verändert. Nur diese ätherischen Öle sollten in Therapie, Pflege und nicht zuletzt auch von „Jedermann“ zur Anwendung kommen!

Apothekenqualität – DAB Öle
Hierbei handelt es sich um ätherische Öle, welche den Richtlinien der Arzneibücher entsprechen müssen. Hierbei kann es vorkommen, dass sie verändert werden, also standardisiert oder retifiziert wurden. Dies bedeutet unter Umstsänden, dass das ätherische Öl zwar den Richtlinien des Arzneibuches entspricht, aber in der Natur so gar nicht vorkommen würde.

Naturidentische – synthetische Öle
Diese Öle bestehen zwar aus Stoffen die es in der Natur gibt, werden aber im Labor „zusammengebaut“. Hier fehlt aber die synergetische Wirkung aller einzelnen Inhaltsstoffe, die es in einem genuinen ätherischen Öl gibt. Zudem weiß man bislang noch nicht, wie sich diese Stoffe auf Mensch und Umwelt auswirken, da sie bisher wenig erforscht wurden.

Synthetische Öle – Parfumöle
Sie bestehen aus ganz neuen, oft in der Natur nicht vorkommenden Molekülen und werden meist in der Duftstoffindustrie (Parfums, Deos, Shampoos, Duschgels usw.) verwendet.

Dosierung

Viele ätherische Öle verhalten sich, unverdünnt auf die Haut gebracht sehr hautreizend und noch mehr schleimhautreizend. Daher gilt eine Empfehlung bei der Qualifizierung zur Aromapflegerin und auch bei anderen Kolleginnen, welche ausbilden von einer 1 – 3 %igen Verdünnung.

Ab einer 3%igen Mischung gehen wir schon von therapeutischen Maßnahmen aus. Da die meisten Pflegenden aber keine Therapeuten sind, dürfen und sollten sie dies auch nur in Absprache mit einem Arzt oder Therapeuten tun.

Einer der Leitsätze, welche die Pflegenden in den ersten Unterrichtsstunden lernen ist folgender:

Aromapflege ist die Anwendung von Aromapflege-Produkten auf intakter Haut!!!

1%ige Mischungen
werden für die großflächige Anwendung wie z.B. Körperpflege, Massagen usw. angewendet

2%ige Mischungen
werden für die Teilanwendung wie z.B. Dekubitusprophylaxe, Pneumonieprophylaxe, Gelenkeinreibungen usw. angewendet

3 %ige Mischungen
werden z.B. bei punktuellen Einreibungen im Akutfall eingesetzt

Bei Säuglingen und Kindern ist die Dosierung wesentlich geringer.

Die Anwendung ätherischer Öle sollte immer von fachkundigen Pflegenden, Beratern oder Therapeuten erfolgen, sie sollte nicht darauf aus sein möglichst großen Profit zu erzielen. Das Wohlbefinden und die Sicherheit des Patient und/oder Kunden haben höchste Priorität!

4 Kommentare zu „Das Verwirrspiel um Warnhinweise, Inhaltsstoffe und Siegel“

  1. Hallo Frau Herber… habe ihren Blog gerade über Eliane Zimmermann entdeckt – sehr aufschlussreich – danke!
    Wir hatten uns mal kurz auf einer Primavera Fachtagung getroffen – mein Vortrag “Franciscus Kunstprojekt”.
    Mit herzlichem Gruß aus dem Allgäu
    Beate Nagel

  2. Wow –
    Sie und Eliane geben ja richtig guten Einblick in hintergründige Fakten.
    Für mich ist gerade die Liste empfehlenswerter Firmen sehr interessant – und da darf ich Sie ja vielleicht fragen, warum die Firmen Young Living und doterra nicht erwähnt sind. Habe viel gehört und – was darf man glauben.
    Herzlichen Dank für Ihr Engagement!
    Astrid

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